13. Literaturpreis Nordost 2019
Motto: Weltraumtheater – Genre: Drama
Ich so: Logbuch oder Drama?
Er so: Klar Drama.
Ich so: Ja, aber Weltraum, oder wie?
Er so: Nee. Theater.
Ich wieder: Also nicht All?
Er dann: Nee. Über-All.
Häh?
Genau. Wir erträumen uns … den Weltraum. Unsere Welt über alles.
Ich: Biste blöde? Du und dein scheiß All.
Er: Guck mal. Armstrong und so. Hüpft übern Mond und alle Welt träumt.
Ich (zweifelnd): Kleine grüne Männchen, wa?
Er (kichernd): Naja, nicht gerade Habeck. Aber klar, Sterne sehen! Spockify.
Grelles Licht, zuckendes Weiß, alle sind geblendet und gehen in die Knie.
Beide (im Chor): Der Weltraum, unendliche Weiten … Computerlogbuch: Sternzeit zwei null zwei
Komma null …
Wir danken allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die uns bei unserem Ausflug in die Sphären dieser und ferner Welten begleitet haben. Es waren großartige Einsendungen, die die Jury zu beurteilen hatte. Drum gibt es dieses Mal auch ein paar wirklich lesenswerte Zugaben. Wir freuen uns, die diesjährigen Preisträger_innen mit ihren Beiträgen präsentieren zu dürfen.
»Dieses gefährliche Spiel mit dem Fassaden-Spielzeug: eine Tragödie! Die Familie als der tödliche Mikro-Kosmos. Es tobt der Krieg Mutter gegen Tochter. Aggression ist Alltag. So bleibt der Tochter nur, mit der Vergangenheit zu brechen und die Ich-Hoheit zu erlangen: Sie muss die vernichten, die sie zu vernichten suchte. Die wahren Aliens … «
Philine Conrad ist gebürtige Kölnerin. Künstlerin, Schauspielerin und Autorin. Arbeit unter anderem am Berliner HAU (Hebbel am Ufer) und am Maxim Gorki Theater. 2018 Erhalt des NRW Nachwuschstipendiums und 2019 Förderstipendium vom BUND.
www.philineconrad.com
» Jemand muss A verleumdet haben, denn ohne dass er etwas Böses getan hätte, wird er eines Morgens verhaftet. Vor ihm die fragwürdig aussehende Sternenleiter, die ins dunkle Nichts des Weltalls ragt. Wird A die Sterne vom Himmel holen? B und C werden zunehmend nervöser … Der Turmbau zu Babel in Leitern und Lettern gegossen.«
Der Autor Jonas Kratzer, Jahrgang 1996, lebt und arbeitet in München. Nebenbei studiert er auf dem Papier Physik und wurschtelt hier und da, nicht weiter erwähnenswert, rum.
3. Platz
Alexander Estis: In der Schwebe
» Eine All-seitige Episoden-Komödie: Da bekommt Michelle Zitrone in den Vitamin-Cocktail gemischt. Seriously? Nick sorgt sich um den Impact der Weltraumsache … hustle, hustle. Und Claude schwafelt von der Emanation des Menschlichen ins Stellare. Am Ende ist und bleibt alles Schall & Rauch. Ein wunderbares Panoptikum auf die Gegenwart! «
Alexander Estis, Aaarau (Schweiz), arbeitet vorwiegend in literarischen Kleinformen: Kürzestprosa, Aphoristik, Glossen, szenische Miniaturen, Epigramme und lyrische Fragmente. Besonderes Kennzeichen seiner Arbeit ist die Verschmelzung von prosaischer und metrischer Form, von Satire und Tragik, von Essayistischem und Belletristischem sowie nicht zuletzt von Wort und Bild.
estis.ch
Die Jury sagt
Erwähnenswert
Bei den folgenden Einsendungen hat es leider für eine Platzierung nicht gereicht, sie haben uns trotzdem so gut gefallen, dass wir Sie hier der Öffentlichkeit vorstellen möchten.
David Jacobs: Tests
»Ein Drama: Perry und Rhodan befinden sich in einer vertrackten Situation. Was ist Testfall und was ist Realität? Wer manipuliert hier wen? Und welchen Einfluss hat die Bodenstation? Aber viel entscheidender: Wie werden die Lektoren Obst & Ohlerich den Wettbewerbsbeitrag bewerten? Longlist oder Papierkorb? Auch nach 14.985 Zeichen bleibt alles offen.«
Klaus Gottheiner: Die Wahrheit über Eva Pflug oder Das Gedächtnis der Menschheit
»Eine Verteidigungsrede: McLane ahnt das Undenkbare. Ist der Planet, auf dem sie alle seit Generationen leben, nur ein Fake? Es scheint, als hätte die Kolonialisierung fremder Planeten zu keiner Zeit stattgefunden. Uralte Gewissheiten lösen sich zunehmend auf. Es ist zum Verrücktwerden! Was, wenn es auch den schnellen Raumkreuzer Orion in Wirklichkeit gar nicht gegeben hat?«
Ulf Großmann: Die Konferenz
»Welch Groteske: Es war von Anfang an schwierig, alle Vertreter*innen des Universums zusammenzubekommen, um einen gemeinsamen Plan gegen den Universumswandel zu beschließen. Aber mit solchen Problemen hatte Dr. Gliese nicht gerechnet. Sprachfehler, Futterneid und der Drang, Gedichte zu rezitieren, lassen die wirklichen Probleme immer weiter aus dem Fokus rücken. Selbst die Gott hat schlussendlich nur noch eine Lösung parat …«