15. Literaturpreis Nordost 2021
Die Ausschreibung zum 15. Literaturpreis Nordost 2021 kreiste um den Begriff “Scherben” und wie wir mit bruchstückhaften / zerbrochenen Identitäten umgehen. Eingeladen ware alle Autor*innen, sich mit einem unveröffentlichten Manuskript (max 15.000 Zeichen inkl. Leerzeichen) bis zum 15.11.2021 zu bewerben.
Das Aleph (frei nach Borges): Chance, dunkel, divers, Einsamkeit, Familie, Flucht, Fremdheit, Friktion, großartig, Hoffnung, Insel, Identität, Jaweh, Krise, Knacks, Liebe, Mutter, Nazi, Orden, Puzzle, Polizei, queer, Qual, Regenbogen, Risse, Schlamassel, Schublade, Spiegel, Trennung, Unsicherheit, vielleicht, Wunsch, Xenophobie, Yesterday, Zombies.
Preisträger*innen
Wir danken für die weit über vierhundert Einsendungen und freuen uns, die Preisträger*innen präsentieren zu dürfen! Auch in diesem Jahr gibt es lesenswerte Zugaben.
Eine baufällige Ruine, zersplittertes Fensterglas. Benni ist auf der Flucht. Wäre da nicht Mara. Sie ist ihm gefolgt – bis aufs Dach. Ganz an den Rand. Sie verliert das Gleichgewicht. Eigentlich ist alles klar, er muss sie festhalten, ihren Arm nehmen. Doch irgendetwas sträubt sich in ihm.
Jahrgang 1967. Dipl. Ing. Elektrotechnik, freier Tontechniker, freier Autor und Betreiber des Internet-Blogs www.coonlight.de seit Anfang 2012. Erster Platz beim Literaturwettbewerb des Autorenkreises Ruhr-Mark e.V., 2013. Dritter Platz beim Meerbuscher Literaturpreis 2014. Aufnahme als Mitglied im Autorenkreis Ruhr-Mark e.V. 2014. Zweiter Vorsitzender des Autorenkreises seit 2016. 2019 erster Platz beim Literaturwettbewerb der Gruppe 48.
Veröffentlichungen in Anthologien und Literaturzeitschriften. Drei Kurzgeschichtenbände im Eigenverlag: Märzchen im November, 2015; Weltfrieden ist aus, 2017; Mama hält mich fest, wenn ich lache, 2019.
2. Platz
Mone Jendreyko: Wasser
Die ganze Sache war Lilos Idee: Stöpsel rein und alle Wasserhähne auf. Die Ratten müssen raus! Erst als das ganze Haus unter Wasser steht, merkt Frank, dass es keine so gute Idee war. Die Wohnung ist er los. Aber Lilo, Leo, Vero, Illo, Nicco und die anderen sind alle noch da. Wie aber kann man bei dem Krach sein eigenes Leben leben?
Jahrgang 1985. Schrieb schon, bevor sie schreiben konnte (indem sie den Erwachsenen ihre Geschichten diktierte), lernte dann selbst schreiben, schreibt seitdem Lyrik, Kurzprosa und Romane. 2006-2009 Literaturstudium an der Humboldt-Universität Berlin. Veröffentlichte diverse Gedichte in Anthologien, z. B. Lyrischer Lorbeer 2011 und 2012, Bubenreuther Literaturwettbewerb 2017.
3. Platz
Wiebke Wiedeck: Der Weg
Zuhause wartet das Gesicht. Und er, der immer weiß, wo sie ist. Wimmertöne würgen sich aus ihrer Kehle vorbei nach draußen. Wie kleine Wolken fliegen sie davon. Ihr Zuhause ist kalt, spitz und gläsern. Jederzeit kann sie darin zerbrechen. Oder verschwinden. Und doch, sie geht ihren Weg. Dann. Irgendwann.
Jahrgang 1965. Bereits im Alter von zehn Jahren beherrschte sie fünf Instrumente und schrieb erste Gedichte. Hochschulstudium in den Fächern Musik-Pädagogik, Psychologie, Gesang, Schauspiel und Sprecherziehung an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin. Weitere eigene Texte und Lieder entstanden während des Studiums.
Als Sängerin und Schauspielerin Hauptrollen vor allem in gesellschaftskritischen Stücken – u. a. Musical New York Story von Yoko Ono. Veröffentlichung eigener Texte und Gedichte auf drei CD`s und in mehreren literarisch-musikalischen Programmen. Gastspiele in Frankreich, Belgien, USA.
Seit 2005 Erweiterung des beruflichen Wirkungskreises als Buchautorin, Coachin und Trainerin sowie Aktivistin im Klima-, Umwelt- und Tierschutz. 2019 Gründung des Wiedeck Verlags, erste Werke als bildende Künstlerin. 2020 Gründung der Initiative Zukunft Ohne Gewalt-Gewaltfreie Familien, Beziehungen, Gesellschaft.
Die Jury sagt
Lesenswert!
Bei den folgenden Einsendungen hat es leider für eine Platzierung nicht gereicht, sie haben uns trotzdem so gut gefallen, dass wir Sie hier der Öffentlichkeit vorstellen möchten.
Peter Umland: Riva
Claudius Wallenstein, Pubertist und Herr über blühende Pickellandschaften, ist seit Kindheit vernarrt in die großen Brüste seiner Tante Riva. Doch als hinter dem Pferdestall die rotzfreche Nachbarstochter Billy Jacobson auftaucht und ihm eins mit der Faust auf die Nase gibt, ändert sich das grundlegend. Claudius ahnt, er ist verliebt.
Marion Decker: Die Zeltstadt
Samira flieht mit vierzehn Jahren zusammen mit ihren Eltern aus Afghanistan nach Griechenland: Enge, Schmutz und Verlust sind ihr Alltag. Doch je länger der Vater tagsüber fort ist und ihre Mutter im Zelt vor und zurück wippt, droht in ihr etwas zu zerbrechen. Im Lager flackern Unruhen auf und dann erwischt das Fieber sie auch noch mit aller Wucht.